Im Gespräch mit Jörg Starkmuth: Die Entstehung der Realität
Interview bei Hallo-Rhein-Neckar.de, 2007
Jörg Starkmuth, Jahrgang 1966, ist Diplom-Ingenieur für Nachrichtentechnik und arbeitet als freiberuflicher Übersetzer, Lektor und Autor in Bonn. Seit seiner Jugend ist er an den tieferen Geheimnissen der Welt und des Lebens interessiert und befasste sich mit Naturwissenschaften, Grenzwissenschaften, Psychologie und Spiritualität. Die Entstehung der Realität ist das „Fazit“ seiner über viele Jahre betriebenen Entwicklung eines in sich schlüssigen Weltbildes, das all diese Aspekte in sich vereinigt.
Herr Starkmuth, Sie haben sich viele Jahre damit beschäftigt, für Sie selbst ein schlüssiges Weltbild zu erschaffen. Ein Weltbild, das Antworten auf Fragen gibt: Wer oder was bestimmt unser Schicksal? Wer oder was erzeugt die Realität, die wir erleben? Gibt es einen Zufall? Das Produkt aus Ihrem Engagement ist das Buch „Die Entstehung der Realität – Wie das Bewusstsein die Welt erschafft“. Beschreiben Sie doch einmal kurz, was die Leser hier genau erfahren und wie das Buch mit den einzelnen Kapiteln aufgebaut ist.
Jörg Starkmuth: „Im ersten Teil geht es vorrangig um das etablierte Weltbild der modernen Physik, das ich so aufbereitet habe, dass es (hoffentlich) auch jeder wissenschaftliche Laie verstehen kann. Schon hier wird der Leser merken, dass die Wirklichkeit ganz anders ist, als wir sie uns im Alltagsbewusstsein vorstellen. Relativität und Quantenphysik sind wirklich ‚verrückt‘. Außerdem gehe ich schon zu Beginn auf die Rolle unserer Wahrnehmung und unserer Sprache ein, denn die schränken unser Begreifen der Welt weit mehr ein, als den meisten bewusst ist.
Im zweiten Teil geht es dann um die Rolle des Bewusstseins bei der Entstehung der Realität. Dabei greife ich einerseits auf Interpretationen der Quantenphysik zurück, andererseits auf konkrete experimentelle Ergebnisse und menschliche Erfahrungen, etwa die berühmten ‚Bestellungen beim Universum‘, die zeigen, dass der Geist tatsächlich einen direkten Einfluss auf die Wirklichkeit hat. Außerdem geht es im zweiten Teil um kollektive Bewusstseinsstrukturen, die gemeinsame Realitäten erschaffen (ohne gemeinsame Realität könnten wir nicht einmal miteinander kommunizieren). Damit komme ich zwangsläufig auch in den spirituellen Bereich – bis hin zum allumfassenden Bewusstsein, das man auch ‚Gott‘ nennen mag.
Im dritten Teil geht es dann um die konkrete, persönliche Realitätsgestaltung – und darum, warum sie bei vielen nicht besonders gut funktioniert. Hier gehe ich auf die Ursachen von Glück und Unglück ein, und die sind völlig unesoterisch – es handelt sich um biologische Prozesse, die Teil unseres angeborenen Überlebenssystems sind. Dieses System wurde für die Wildnis geschaffen, nicht für eine Zivilisation, in der kaum noch echte Lebensgefahr herrscht. Das führt zu ‚lustigen‘ Missverständnissen im Gehirn, durch die wir uns weitaus unglücklicher machen, als wir sein müssten. Das Buch liefert konkrete Tipps, wie man hier eine Umprogrammierung bewirken kann. Und wer sich auf Glück programmiert, bewirkt auch eine positive äußere Realität. Umgekehrt funktioniert es nicht, denn äußere Umstände allein machen nicht glücklich.“
Sie beschäftigen sich schon seit frühen Jahren mit Grenzwissenschaften, Psychologie, Spiritualität, positivem Denken. Wie sind Sie dazu gekommen und was war für Sie der Anlass, für das Thema „Weltbild“ ein Buch zu verfassen?
„Da war zum einen die schlichte Lust am Schreiben. Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, wusste aber nie, worüber. Zum anderen haben mich die Grenzbereiche der Wissenschaft schon als Teenager fasziniert, und es entstand früh das Bedürfnis, diese Dinge mit meinem naturwissenschaftlich geprägten Denken und Weltbild unter einen Hut zu bekommen. Das war ein sehr langer Prozess. Geholfen hat mir hier auch mein Selbstfindungsprozess, der vor etwas mehr als zehn Jahren durch schmerzhafte Erlebnisse in Gang gesetzt wurde. Dadurch habe ich viel über die menschliche Psyche gelernt. Und vor wenigen Jahren dann passten plötzlich alle Puzzlestücke zusammen, und da wusste ich: Hey, das ist der Stoff für mein Buch!“
Sie behaupten, dass es „keine objektive Wirklichkeit außerhalb von uns gibt“. Was meinen Sie damit?
„Wirklichkeit ist nicht einfach ‚da‘. Sie entsteht durch bewusste Beobachtung. Man kann es sich so vorstellen, dass wir uns durch einen multidimensionalen Raum von Möglichkeiten bewegen und dabei bestimmte Möglichkeiten als Wirklichkeit auswählen. Diese Auswahl erfolgt jedoch zumeist nicht gezielt, da die wenigsten wissen, dass sie überhaupt eine Wahl haben. Zudem gibt es hier mächtige Bremsklötze im Gehirn, die dafür sorgen, dass wir aus Gewohnheit immer wieder ähnliche Realitätsvarianten auswählen.“
Wir erzeugen die Realität, auf die wir unsere Wahrnehmung richten, und wir nehmen die Realität wahr, die wir erzeugen. Wie ist dies zu verstehen?
„Wie gesagt entsteht Wirklichkeit erst durch Beobachtung, also Wahrnehmung. Zum anderen nehmen wir natürlich genau die ausgewählte Wirklichkeit wahr, was wiederum beeinflusst, worauf wir im nächsten Moment unsere Wahrnehmung richten, was wiederum die nächste erlebte Realitätsvariante bestimmt usw. Das ist eine Rückkopplungsschleife, die letztlich für die Stabilität unserer erlebten Wirklichkeit sorgt. Ich glaube, was ich sehe, und ich sehe, was ich glaube.“
Wie lässt sich mit moderner Physik, Relativitätstheorie und Quantenmechanik dies alles erklären?
„Eigentlich ist es eher die Physik – insbesondere die Quantenphysik –, die erklärt werden muss. Deren Formeln besagen, dass es gewisse Wahrscheinlichkeiten gibt, mit denen an bestimmten Orten bestimmte Elementarteilchen auftauchen können, wenn man sie durch eine Messung zum Erscheinen zwingt. Vor der Messung gibt es keine konkreten Teilchen, sondern nur die Wahrscheinlichkeitsverteilung. Wie es aber genau funktioniert, dass aus einer Wahrscheinlichkeit ein Stück Materie wird, darauf bieten die Quantenformeln keine Antwort. Und sie enthalten erst recht keine Antwort auf die Frage, wer oder was dafür sorgt, dass genau diese Wirklichkeit entsteht und nicht eine andere, die nach der Wahrscheinlichkeitsverteilung genauso gut möglich wäre. Hierzu gibt es diverse Interpretationsmodelle unter Physikern, auf die ich zum Teil im Buch eingehe. Für eine umfassende Erklärung muss man aber die Physik verlassen und menschliche Erfahrungen einbeziehen, die darauf hindeuten, dass die Auswahl einer Wirklichkeit tatsächlich von der Bewusstseinsausrichtung des Beobachters abhängt.“
Es gibt keinen Zufall, wir erleben nur unser Schicksal. Sagen Sie uns noch etwas zum „Mythos Zufall“:
„Vorab: Den Begriff ‚Schicksal‘ mag ich nicht sonderlich, weil er nach einem unveränderlichen, vorgezeichneten Lebensweg klingt. Tatsächlich scheinen wir aber sehr wohl einen gewissen Einfluss darauf zu haben, was uns geschieht.
Zum Thema Zufall: Das Interessante ist, dass niemand wirklich erklären kann, wie Zufall funktioniert. Es ist ein Axiom, eine Grundannahme, dass es ihn gibt und dass er für eine nicht exakt vorhersehbare Auswahl von Realitätsvarianten sorgt. Nun haben allerdings Experimente gezeigt, dass der Mensch Zufallsprozesse mental beeinflussen kann. Versuchspersonen konnten den Mittelwert einer Reihe von Zufallszahlen durch rein geistige Absicht erhöhen oder absenken – und zwar mit statistisch hochsignifikanten Ergebnissen. Wenn nun aber der Geist einen Einfluss auf die Auswahl der Wirklichkeit hat, halte ich es für angemessen, dem Bewusstsein an sich – dem individuellen wie auch dem kollektiven und dem kosmischen – die Rolle des Realitätenmachers zuzuschreiben. Was wir als Zufall erleben, wäre damit nichts weiter als eine Fluktuation in einer übergeordneten Bewusstseinsebene. Je gezielter das Bewusstsein Realität erschafft, desto weniger zufällig ist das Ergebnis.“
Für welche Menschen haben Sie das Buch geschrieben, wer ist hier die Zielgruppe?
„Zum einen diejenigen, die über den Tellerrand der etablierten Naturwissenschaften hinausblicken möchten. Zum anderen esoterisch orientierte Menschen, die sich etwas mehr ‚Bodenhaftung‘ wünschen, also Bezüge ihres Weltbildes zur Naturwissenschaft. Und nicht zuletzt diejenigen, die ohnehin schon glauben, dass sie Schöpfer ihrer Realität sind, denn ihnen kann das Buch möglicherweise aufzeigen, warum es nicht immer wie gewünscht funktioniert. Vom Schreibstil her spricht das Buch sicherlich eher verstandesorientierte Leser an, die Wert auf eine schlüssige Argumentation legen.“
Ich lese gerade Ihr Buch, es ist wirklich faszinierend … Viele Leser loben Ihr Buch in den höchsten Tönen. Sie schreiben z. B. „Ihr Buch ist spannend wie ein Krimi“, „Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Buch!“, „Es sind viele positive Veränderungen passiert. Noch einmal vielen Dank!“ etc. Was glauben Sie, warum kommt „Die Entstehung der Realität“ so gut bei den Lesern an?
„Ich denke, es liegt zum einen an der Sprache und am didaktischen Aufbau. Ich habe mich bemüht, auch die komplexen Dinge so verständlich wie möglich darzustellen, ohne aber zu sehr zu vereinfachen. Zum anderen ist es die umfassende Abdeckung und sinnvolle Verknüpfung der relevanten Themengebiete. Es gibt viele Bücher, die sich der Thematik entweder von der physikalischen oder von der esoterischen Seite nähern, und viele davon sind schwer zu lesen oder vereinfachen zu sehr und liefern wenig handfeste Begründungen. Insofern habe ich da wohl eine Marktlücke getroffen.“
Sie sprechen auch das Thema „Bestellungen beim Universum“ an. Spinnerei oder Wirklichkeit? Glauben Sie selbst hieran, haben Sie sich schon erfolgreich etwas bestellt?
„Ich glaube daran. Was manche Menschen hier erlebt haben, sprengt jegliche statistische Wahrscheinlichkeit. Ich selbst bin allerdings nicht besonders gut im direkten Bestellen, was wohl daran liegt, dass ich nach wie vor einen starken Skeptiker im Hinterkopf habe, der das alles nicht glauben will – und damit natürlich auch Einfluss auf meine Realität nimmt. Das stört mich aber nicht sonderlich, denn zum einen hat genau dieser Skeptiker mir geholfen, das Buch relativ hieb- und stichfest zu machen. Zum anderen habe ich schon vor einigen Jahren begriffen, dass sich das Leben ganz von allein positiv gestaltet, wenn man direkt etwas für sein Glück tut, statt sich irgendwelche Dinge zu bestellen. Das wiederum habe ich sehr konkret erfahren.
Da fällt mir ein: Vor einigen Wochen war ich mit jemandem unterwegs, der hervorragend freie Parkplätze bestellen konnte. Das Erlebnis hat offenbar meinen inneren Skeptiker etwas in seine Schranken verwiesen, denn seither kriege ich auch selbst fast immer einen freien Parkplatz.“
Im letzten Kapitel befassen Sie sich mit der „Wirklichkeit nach Wahl“. Wie können sich Menschen ihre eigene Realität und auch das eigene Glück gestalten?
„Die wichtigste Erkenntnis ist die, dass unser Glück nur zu ganz geringen Teilen von den äußeren Umständen abhängt. Wir wollen nicht bestimmte Dinge, sondern bestimmte Gefühle, und die machen wir uns komplett selbst. Die meisten Unglücksgefühle werden durch unnötig negative Interpretation äußerer Umstände erzeugt. Negative Gefühle bedeuten immer, dass unsere Instinkte uns in Lebensgefahr wähnen. Wenn man sich dann klar macht, dass man natürlich nicht wirklich in Gefahr ist (was die Instinkte nicht wissen können, denn die glauben immer noch, dass wir im Dschungel leben), kann man solche Fehlinterpretationen auf Dauer korrigieren.
Aber noch wichtiger ist es, sich so oft wie möglich auf angenehme Dinge zu konzentrieren. Davon gibt es immer mehr als genug, nur neigen wir dazu, alle Aufmerksamkeit auf die wenigen Probleme zu richten, die wir empfinden. Die Konzentration auf Probleme stabilisiert diese jedoch nur – es sei denn, man schafft es, sie als positive Herausforderungen umzudeuten. Und das gelingt am besten, wenn es einem ohnehin schon gut geht. Also: Schau zuerst auf etwas, das dich hier und jetzt (und nicht irgendwann in der Zukunft) glücklich macht, und kümmere dich dann um deine Aufgaben.“
Die Geheimbünde und bekannte Persönlichkeiten unserer Kulturen wussten seit Jahrtausenden, dass es kosmische Gesetzmäßigkeiten, also Naturgesetze, gibt. Was sagen Sie dazu?
„Die Erkenntnisse in meinem Buch sind nicht wirklich neu. Man findet sie – oder Teile davon – in mehr oder weniger ähnlicher Form in vielen Traditionen wieder, etwa im Buddhismus und Hinduismus, im Sufismus und in der christlichen Mystik, in der Kabbala und bei genauerem Hinsehen auch in den Worten Jesu. Ebenso natürlich bei vielen Geheimbünden späterer Jahrhunderte. Es bleibt die ständige Herausforderung, dieses Wissen immer wieder in die aktuelle Sprache zu übertragen. Wir alle wissen, was passiert, wenn alte Texte ohne hinreichende Interpretation zur Grundlage von Handeln und Moral gemacht werden – es entsteht Dogmatismus oder sogar Fundamentalismus.“
Noch einige allgemeine Fragen: Worüber haben Sie sich in letzter Zeit am meisten geärgert?
„Da muss ich nachdenken – ich ärgere mich nicht allzu oft, da es sich um eine ziemlich nutzlose Emotion handelt. Am ehesten ärgere ich mich in trivialen Alltagssituationen, etwa wenn mein kleiner (und wundervoller) Sohn nicht tut, was ich will, oder wenn die gesuchte CD wieder nicht in der Hülle ist. Da muss ich noch etwas an meiner Gelassenheit arbeiten.“
Was ist für Sie das überflüssigste Produkt/Dienstleistung?
„Badekleidung – ein Widerspruch in sich.“
Was tun Sie zur Entspannung?
„Zu wenig. Zu den wenigen Problemen, die mich noch gelegentlich heimsuchen, zählen Zeitmangel und innere Unruhe. Entspannen kann ich mich am besten, wenn ich weit weg von meinem Büro bin, also etwa im Urlaub oder in der freien Natur. Manchmal meditiere ich auch. Ich gehe auch gerne in die Sauna und würde auch gerne viel mehr lesen, wenn ich die Zeit fände. Derzeit lese ich ‚Harry Potter‘, was mir ganz hervorragend gefällt.“
Was ist Ihr Lieblingssport?
„Spontan wollte ich sagen: keiner. Ich habe als Kind Sport gehasst und dies leider nie wirklich überwunden. Aber dann fiel mir ein, dass Beachball und Federball mir Spaß machen – just for fun, ohne strenge Regeln. Ansonsten beschränken sich meine körperlichen Aktivitäten auf Spazierengehen, Radfahren und gelegentliches Schwimmen.“
Sie sind mit dem Ergebnis Ihres Friseurs nicht zufrieden. Wie reagieren Sie?
„Ich versuche, mich nicht darüber zu ärgern, dass ich beim Umgang mit dem Haartrimmer versagt habe, und lasse meine Frau retten, was zu retten ist. Einen Friseur habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr aufgesucht.“
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
„Niederlagen? Ist das Leben ein Kampf? Für mich nicht. Es gibt nur Kurskorrekturen, und die fallen umso sanfter aus, je gelassener ich bin.“
Haben Sie noch einen Ratschlag für uns?
„Beherzigen Sie die Worte von Herbert Grönemeyer: Momentan ist richtig, momentan ist gut. Nichts ist wirklich wichtig, nach der Ebbe kommt die Flut.“
Herr Starkmuth, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute!